Der Online-Handel in Deutschland erlebt eine Phase bedeutender Veränderungen und Wachstumsperspektiven. Nach zwei Jahren rückläufiger Umsätze meldet der E-Commerce-Sektor 2024 ein erstes stabiles Wachstum, angetrieben vor allem durch den Aufstieg von Online-Marktplätzen und neuartigen Absatzkanälen wie Social Commerce und Re-Commerce. Unternehmen wie Zalando, Otto, MediaMarkt und About You prägen dieses Wachstum maßgeblich. Gleichzeitig steigt die Bedeutung von Nachhaltigkeitsstrategien und innovativen Shopping-Erlebnissen, die Konsumenten zunehmend ansprechen. Eine hohe Kundenzufriedenheit sowie die Bereitschaft, mehr Geld im Online-Handel auszugeben, untermauern den Optimismus für die Zukunft. Trotz geopolitischer Unwägbarkeiten und politischer Unsicherheiten rund um die Bundestagswahl bleibt die Prognose für 2025 vielversprechend.
Marktplätze als zentrale Wachstumstreiber im deutschen Online-Handel
Im Jahr 2024 haben Online-Marktplätze ihre Stellung als dominierender Vertriebskanal im deutschen E-Commerce weiter gefestigt. Mit einem Umsatzanstieg von 4,7 Prozent auf 44 Milliarden Euro erhöht sich ihr Marktanteil auf 55 Prozent. Namenhafte Plattformen wie Zalando und Otto dominieren hier und bieten Verbrauchern eine umfangreiche Produktvielfalt und hohe Convenience. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass andere Vertriebskanäle wie Pure-Player, Multichannel-Händler und D2C-Anbieter Einbußen verzeichnen mussten. So sanken die Umsätze bei Pure-Playern um 3,6 Prozent, bei Multichannel-Händlern um 2,0 Prozent und bei D2C-Anbietern um 2,3 Prozent.
Die Vorteile von Marktplätzen liegen unter anderem in der umfassenden Produktpalette, der Bündelung verschiedener Händler und der schnellen Verfügbarkeit. Auch MediaMarkt und Saturn nutzen zunehmend Marktplatzmodelle, um ihre Reichweite zu erweitern und sich dem veränderten Einkaufsverhalten anzupassen.
Wachsender Einfluss chinesischer Plattformen
Ein bemerkenswerter Trend ist der zunehmende Einfluss chinesischer Plattformen, die im Jahr 2024 etwa 6 Prozent aller Bestellungen ausmachen. Dies sorgt für Diskussionen hinsichtlich fairer Wettbewerbsbedingungen, fairer Steuerzahlungen und Produktsicherheit. Der bevh-Präsident Gero Furchheim fordert eine konsequente Umsetzung europäischer Regelungen, um unlautere Wettbewerbsvorteile zu verhindern und die Verbraucher zu schützen.
- Marktanteil der Online-Marktplätze: 55 % im Jahr 2024
- Umsatzwachstum der Marktplätze: +4,7 %
- Rückgang bei Pure-Playern: -3,6 %
- Rückgang bei Multichannel-Händlern: -2,0 %
- Rückgang bei D2C-Anbietern: -2,3 %
- Bestellanteil chinesischer Plattformen: 6 %
Vertriebskanal | Umsatz 2024 (Mrd. €) | Veränderung gegenüber 2023 | Marktanteil 2024 |
---|---|---|---|
Online-Marktplätze | 44,0 | +4,7 % | 55 % |
Pure-Player | ~18,0 | -3,6 % | 22 % |
Multichannel-Händler | ~14,0 | -2,0 % | 17 % |
D2C-Anbieter | ~4,6 | -2,3 % | 6 % |

Social Commerce und Re-Commerce: Neue Umsatzquellen im E-Commerce
Neben den etablierten Kanälen gewinnen Social Commerce und Re-Commerce zunehmend an Bedeutung im Online-Handel. Social Commerce ermöglicht mittels sozialer Netzwerke wie Instagram, TikTok und Facebook direkte Kaufimpulse – oft ausgelöst durch Influencer und personalisierte Inhalte. Im Jahr 2024 berichteten 64,1 Prozent der 14- bis 29-Jährigen, aufgrund solcher Impulse bereits online eingekauft zu haben. Selbst in der Altersgruppe 60+ lag der Wert bei beachtlichen 20,1 Prozent.
Re-Commerce, also der Handel mit gebrauchten oder wiederaufbereiteten Produkten, wächst ebenfalls stark. Eine Studie des bevh zeigt, dass über die Hälfte der deutschen Online-Nutzer (55,0 Prozent) in den letzten 12 Monaten gebrauchte Waren online gekauft und 52,4 Prozent diese verkauft haben. Plattformen wie Thalia oder Conrad setzen verstärkt auf nachhaltige Angebote, um sowohl ökologische Aspekte als auch Budgetbewusstsein der Konsumenten zu bedienen.
- 64,1 % der jungen Erwachsenen kaufen durch Social-Media-Impulse
- 20,1 % der Senioren greifen durch Social Commerce zum Online-Kauf
- Mehr als die Hälfte der Nutzer kaufte oder verkaufte gebrauchte Waren
- Wachstumspotenzial durch Nachhaltigkeit und Second-Hand-Angebote
Zielgruppe | Social-Commerce-Käufe (%) | Aktive Re-Commerce-Nutzer (%) |
---|---|---|
14-29 Jahre | 64,1 | 59,5 |
30-59 Jahre | 38,7 | 48,0 |
60+ Jahre | 20,1 | 41,2 |
Kleinere Händler wie Douglas oder Cyberport profitieren davon ebenfalls, indem sie via Social Media ihre Markenbotschaften verstärken und über Second-Hand-Modelle nachhaltige Kundenbindungen schaffen.
Kundenzufriedenheit und verändertes Einkaufsverhalten im Fokus
Eine der tragenden Säulen des anhaltenden Erfolgs im deutschen Online-Handel ist die hohe Kundenzufriedenheit. Trotz vielfältiger Herausforderungen blieb der Zufriedenheitswert 2024 konstant bei 96,0 Prozent. Dieses Niveau zeigt, dass Online-Einkäufe zunehmend als sicher, bequem und zuverlässig wahrgenommen werden. Insbesondere Unternehmen wie Tchibo, MediaMarkt oder Zalando investieren kontinuierlich in eine verbesserte Customer Experience durch personalisierte Angebote, einfache Retourenprozesse und optimierte Lieferketten.
Gleichzeitig zeigt sich ein Wandel im Einkaufsverhalten: Im Jahresmittel erhöhen mehr Kunden ihre Ausgaben im Online-Handel, was sich besonders im vierten Quartal 2024 mit einem Wert von 11,3 Prozent bemerkbar machte. Diese Entwicklung wird von einem stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit und innovative Shopping-Formate begleitet.
- 96,0 % Kundenzufriedenheit im E-Commerce 2024
- Zunahme der Online-Ausgaben um 7,5 % im Jahresmittel
- 11,3 % der Kunden planen im Q4 2024 höhere Ausgaben
- Personalisierung und schnelle Lieferoptionen als Erfolgsfaktoren
- Verbesserte Retourenprozesse erhöhen Kundenbindung
KPI | Wert 2023 | Wert 2024 | Entwicklung |
---|---|---|---|
Kundenzufriedenheit (%) | 96,3 | 96,0 | leicht stabil |
Mehr Ausgaben geplant (%) | 6,4 | 7,5 | +1,1 % |
Mehr Ausgaben geplant Q4 (%) | 9,8 | 11,3 | +1,5 % |

Technologische Innovationen und Nachhaltigkeit prägen den deutschen E-Commerce
Die Zukunft des Online-Handels wird maßgeblich durch technologische Innovationen und Nachhaltigkeitsstrategien geprägt. Unternehmen wie Cyberport, Douglas und Thalia setzen verstärkt auf digitale Assistenzsysteme, KI-gestützte Produktempfehlungen sowie Augmented Reality (AR), um das Einkaufserlebnis weiter zu optimieren. Diese Technologien unterstützen Kunden dabei, informierte Kaufentscheidungen zu treffen und schaffen einen emotionaleren Zugang zum Online-Shop.
Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Verantwortungsbewusste Verbraucher bevorzugen Marken, die umweltfreundliche Verpackungen einsetzen, nachhaltige Lieferketten verfolgen und gebrauchte Produkte via Re-Commerce ins Portfolio integrieren. Plattformen wie Otto und Tchibo sind in diesem Bereich Vorreiter und nutzen die Gelegenheit, sich als grüne Marken zu etablieren.
- Einsatz von KI und AR für personalisiertes Shopping
- Nachhaltige Verpackungen und klimafreundliche Logistik
- Förderung von Re-Commerce und Second-Hand-Angeboten
- Verbesserte Transparenz in Lieferketten
- Partnerschaften zwischen Handel und Technikunternehmen
Innovation/Nachhaltigkeitsmaßnahme | Beispielunternehmen | Auswirkung auf Kundenbindung |
---|---|---|
KI-gestützte Produktempfehlungen | Zalando, Cyberport | Verbesserte Personalisierung, höhere Conversion-Rate |
Augmented Reality | MediaMarkt, Saturn | Interaktivere Einkaufserlebnisse |
Nachhaltige Verpackungen | Otto, Tchibo | Positiver Umweltimpact, gesteigertes Markenimage |
Re-Commerce Integration | Thalia, Douglas | Erweiterte Kundenbindung durch Nachhaltigkeitsangebote |
Ausblick und Herausforderungen für den Online-Handel in Deutschland
Für das Jahr 2025 wird ein nominales Umsatzwachstum von 2,5 Prozent im Online-Handel mit Waren prognostiziert. Diese positive Entwicklung basiert auf der Kombination von Innovationen, dem wachsenden Angebot nachhaltiger Produkte und einem stärker auf individuelle Bedürfnisse ausgerichteten Kundenservice. Zahlreiche Händler, darunter Zalando, Cyberport und Douglas, investieren in moderne Technologien, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.
Dennoch bestehen Herausforderungen: Die Unsicherheiten aufgrund der Bundestagswahl, geopolitische Spannungen und mögliche neue Krisen können das Wachstum bremsen. Hinzu kommt der zunehmende Wettbewerbsdruck durch internationale Plattformen, insbesondere chinesische Anbieter, der Regulierungen und Anpassungsprozesse erfordert.
- Erwartetes Umsatzwachstum 2025: +2,5 %
- Fokus auf Innovationen und Nachhaltigkeit
- Herausforderungen durch politische und geopolitische Unsicherheiten
- Zunehmender Wettbewerb durch internationale Marktplätze
- Notwendigkeit strengerer Regulierungen zum Verbraucherschutz
Faktor | Potenzielle Auswirkung | Maßnahmen der Händler |
---|---|---|
Politische Unsicherheiten | Wachstumshemmung | Flexibilität und Diversifizierung der Vertriebskanäle |
Geopolitische Spannungen | Beschränkungen in Lieferketten | Regionale Lieferanten stärken |
Wettbewerb durch internationale Plattformen | Marktanteilverlust | Regulatorische Maßnahmen und Kundenbindung |
Nachhaltigkeitsdruck | Imagegewinn und Kundenloyalität | Förderung klimafreundlicher Praktiken |
FAQ zum Online-Handel in Deutschland 2025
- Wie entwickeln sich die Online-Marktplätze in Deutschland?
Online-Marktplätze bleiben der wichtigste Vertriebskanal im Online-Handel und verzeichnen weiterhin zweistellige Zuwächse im Umsatz und Marktanteil. - Welche Rolle spielt Social Commerce in Deutschland?
Social Commerce ist besonders bei jüngeren Zielgruppen ein wichtiger Kaufanreiz und wächst jährlich stark, da viele Nutzer über soziale Medien direkt zum Kauf animiert werden. - Welche Bedeutung hat Re-Commerce?
Re-Commerce gewinnt in Deutschland an Bedeutung, da immer mehr Verbraucher gebrauchte und wiederaufbereitete Produkte kaufen und verkaufen, was Nachhaltigkeit und Kostenbewusstsein fördert. - Wie zufrieden sind Kunden mit Online-Käufen?
Die Kundenzufriedenheit bleibt mit 96 Prozent sehr hoch und trägt maßgeblich zur Stabilität und zum Wachstum des Online-Handels bei. - Welche Herausforderungen bestehen im deutschen Online-Handel?
Zu den größten Herausforderungen zählen politische Unsicherheiten, geopolitische Spannungen und der zunehmende Wettbewerb durch internationale Anbieter, die eine Anpassung der Strategien erfordern.